Die Sache mit dem „Pony ausleihen“.....

Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind Mutter einer 4 jährigen Tochter. Sie kennen ihre Tochter jetzt seit 4 Jahren in und auswendig und sie ist etwas besonderes, wie jedes Kind. Sie wissen, dass ihre Tochter ein ehr zurückhaltender, ängstlicher kleiner Mensch ist, der häufig Mama‘s Sicherheit sucht. Sie wissen, dass ihre Tochter nicht gerne laute Geräusche hört und nicht durch Pfützen geht, weil sie Wasser irgendwie nicht mag. Auch Fremde sind ihr noch etwas unheimlich. An ihrer Seite ist ihre Tochter aber immer aufgeschlossen und freundlich, spielt gerne und liebt es rumzutoben und viel zu laufen. Nur die Laktoseintoleranz, schränkt ihre Tochter etwas ein. Sie kennen also die Stärken und Schwächen ihrer Tochter und können liebevoll damit umgehen.

Jetzt stellen Sie sich mal vor, im Park kommt ein nettes, älteres Ehepaar auf Sie zu, leider sprechen sie nur englisch, aber das ist für Sie kein Problem, weil auch Sie fließend Englisch sprechen. Das fremde Ehepaar erklärt Ihnen, dass sie mal gerne einen Ausflug durch den nahegelegenen Zoo mit einem kleinen Kind machen möchten, da sie selbst keine Kinder oder Enkel haben. Kurzerhand übergeben Sie ihr Kind an das wildfremde, englische Ehepaar und lassen alle drei allein. Diese machen sich auf den Weg zum Zoo. Da gibt es Buggys, ihre Tochter wird dort reingesetzt, obwohl sie ja lieber laufen möchte, leider spricht das ältere Ehepaar ja nur Englisch, ihre Tochter nur Deutsch, keine Verständigung. Zuerst geht es ins Affenhaus, mit riesigem Affengeschrei, Sie selbst wären natürlich nie mit ihrer Tochter dort hin gegangen, weil Sie wissen, dass ihre Töchter Angst vor lauten Geräuschen hat. Ihre Tochter protestiert leise, aber das Ehepaar merkt dies nicht.  Weiter geht es zu den Reptilien, leider hat ihre Tochter panische Angst vor Schlangen, aber das weiß das Ehepaar ja nicht. Zwischendurch gibt es noch ein Milcheis, natürlich nicht Laktosefrei, aber das Pärchen meint es ja nur gut. Im Buggy fixiert, geht’s Richtung Wasserspielplatz. Erst als Ihre Tochter bitterlich weint, merkt das Englische Ehepaar, dass hier wohl irgendwas nicht stimmt, verstehen tuen sie es aber nicht.......

Sie würden ihre Tochter NIEMALS einfach so fremden Menschen mitgeben, die ihre Tochter nicht kennen? Nicht verstehen? Nein? Richtig so! Gesunder Menschenverstand, würde ich sagen!

Und genauso ist es mit den Leih-Ponys. Ich verstehe nicht, wie manche Stallbesitzer ihre Ponys an Eltern „ausleihen“ OHNE die Eltern, das Kind  und das Pony dabei zu begleiten. Man kennt die Eltern nicht, weiß nicht ob und welche Pferdeerfahrung sie mitbringen, ob sie die Pferdesprache „sprechen“, ob sie die Gefahren kennen, die ein Lauf-, und Fluchttier mit sich bring. Kennen die Eltern Giftpflanzen, die das Pony möglicherweise das Leben kostet, während es beim lustigen Spaziergang am Wegesrand grast???? Ich kann das nicht verantworten.
Wer sein Tier einfach verleiht, verleiht lediglich eine Nummer im Betriebssystem. Einen Partner , Weggefährten oder Mitarbeiter verleiht man nämlich eigentlich genauso wenig wie sein Kind. Ich finde es fahrlässig! Glauben Sie, eine seriöse Autovermietung würde Ihnen ein Auto verleihen, ohne sich vorher abzusichern, dass Sie damit auch umgehen können? Sprich, einen Führerschein besitzen!

Und ich Frage mich, ob die Eltern wirklich wissen was sie da tun? Wissen sie welche Giftpflanzen es gibt, wissen sie wie ein Pferd reagiert, wenn es sich erschreckt? Wissen die Eltern, dass Pferde, steigen, buckeln, beißen und austreten können, kennen sie das Pony was ihnen anvertraut wurde so gut? Kennen die Eltern den Ausdruck von Angst, Ausgeglichenheit oder Stress beim Pferd? Kennen sie mögliche Krankheitsanzeichen, sprechen sie ein wenig die Pferdesprache? Nein???

Dann kommt jetzt die finale Frage an Sie: warum setzen Eltern ihr Kind dann auf dieses für sie unbekannte Wesen. Pferde und Ponys sind keine Dreiräder oder Bobbycars, die man sich eben mal so ausleiht, es sind selbstständig denkende Lebewesen, Lauf,- und Fluchttiere.

Was passiert, wenn das geliehene „Spaziergangspony“ sich doch plötzlich mal erschreckt, die Eltern es nicht mehr halten können und es mit dem Kind auf den Rücken, geradewegs und panisch zu einer viel befahrene Straße rennt, oder auf einen tiefen Graben zu???? Worst case? Naja, die Chancen stehen 50:50, denn auch das ruhigste, liebste Kinderpony kann in Panik geraden!

Achso..... wurde eigentlich die Versicherungs,- und Haftungsfrage vor dem Spaziergang, mit dem Ponybesitzer geklärt? Nein? Das ist natürlich ganz schlecht!!!!
Wer übernimmt dann die entstandenen Schäden? Das Kind ist vielleicht leicht verletzt? Muss im Krankenhaus behandelt werden! Das Pony schwer, weil es in ein Auto gelaufen ist, es muss in eine Tierklinik! Das Auto hat einen Schaden und  der Fahrer ist auch verletzt? Wer zahlt, der Tierhalter, also der, der das Pony zur Verfügung gestellt hat? Oder vielleicht Sie, als Eltern? Fragen über Fragen, die wirklich schwere Konsequenzen haben können! Und zwar für alle Beteiligten!

Ich weiß, dass ich mich mit diesem Standpunkt nicht bei allen Eltern und Stallbesitzern beliebt mache, aber wie sagt man so schön: „Safety first“. Ich mache auch den unwissenden Eltern keinen Vorwurf, die ihrem Kind einen Wunsch erfüllen möchten. Wer die Gefahren nicht kennt, kann sie nicht einschätzen! Ich sehe die Verantwortung hier ganz klar bei den Stall-, und Pferdebesitzern!

Zur Sicherheit der Eltern, der Kinder und meinen Ponys biete ich es NICHT an, dass man sich eines meiner Tiere mal eben kurz für einen Ausritt „ausleiht“!

Natürlich ist es günstiger sich ein Pony zu leihen und selbst zu führen, als Unterricht mit fachlicher Leitung und Aufsicht zu buchen, aber dann müssen sich die Eltern auch über die möglichen Folgen und Konsequenzen im Klaren sein!